Eine eigene Facebook-Kryptowährung zur Lösung des Content Problems?

Facebook Gründer und CEO Mark Zuckerberg (33) besitzt ein Privatvermögen von geschätzten 55 Milliarden US-Dollar, die hat er sich mit einem zentral verwalteten Social Network in verhältnismäßig kurzer Zeit verdient.

In den letzten anderthalb Jahrzehnten hat der Closed-Source-Algorithmus des Social Media-Behemoth die Nachrichtenfeeds von Millionen von Nutzern beständige „optimiert“, um maximale Werbeeinnahmen zu erwirtschaften.

Es stellt sich die Frage, warum der Gründer sich seit Kurzem intensiver mit der möglichen Dezentralisierung von Unternehmen befasst? Und vor allem: Welche Rolle spielt die Kryptotechnologie?

In einem Neujahrspost auf der Plattform notierte der Facebook-Chef (ganz ohne Ironie Ironie, so scheint es):

„Mit dem Aufkommen einer kleinen Anzahl von großen Technologieunternehmen … glauben viele Menschen jetzt, dass Technologie nur die Macht zentralisiert, anstatt sie zu dezentralisieren.“

Und er sagte auf dieser Grundlage zu „weiterzumachen und die positiven und negativen Aspekte“ von Dezentralisierungstechnologien wie Kryptowährungen oder Verschlüsselung in seine Überlegungen einfließen zu lassen.

Es folgte ein weiterer Beitrag, in dem die Nutzer darüber informiert wurden, dass bevorstehende Änderungen an ihren News-Feeds bedeuten, dass sie „mehr von Ihren Freunden, Familien und Gruppen“ und weniger öffentliche Inhalten wie Posts von Unternehmen, Marken und Medien sehen werden.

Es bleibt abzuwarten, ob diese Wette zugunsten „sinnvoller sozialer Interaktionen“ gegenüber höherem Aufkommen gewerblicher Einträge, wie Zuckerberg sagte, „auf lange Sicht für unsere Gemeinschaft und unser Geschäft“ gut ist. Die unmittelbare Reaktion an der Wall Street war hart: Die Facebook-Aktien fielen letzten Freitag nach dem zweiten Post um 4,5 Prozent.

Es war eine vorhersehbare Antwort: Wenn Facebook weniger kurierend in den Feed eingreift, um starke, werbetreibende Inhalte hervorzuheben, werden die Einnahmen und die Rendite für die Aktionäre sinken.

Bedrohungen für Facebook

Warum genau hat Zuckerberg, der von einer solchen Börsenreaktion ausgehen konnte, diesen Schritt also gewagt?

Die vorherrschende Meinung ist: Er möchte sich von den politischen Vorkommnissen der US Regierung um Präsident Trump lösen, während einer aus Russland gesteuerten Wahlkampf Kampagne geriet auch das soziale Netzwerk zunehmend unter Druck.

Die politische Untersuchung der Russland-Affäre aus dem USA Wahlkampf hat gezeigt, wie Facebook seinen proprietären Closed-Source-Algorithmus, das zentrale Instrument seiner zentralisierten Macht, verwendet, um „Werbekunden“ gezielt für Werbetreibende zu akquirieren.

Wichtiger als die Vorwürfe, dass russische Aktivisten Facebook benutzt haben, um falsche Information zu verbreiten und die Wahlen in den USA zu beeinflussen, ist die Tatsache, dass Facebook so mächtig geworden ist, dass diese Art von Einmischung überhaupt erst möglich ist.

Darüber hinaus fördert der Algorithmus effektiv, wenn auch unwissentlich, folgendes: Es erzeugt eine wachsende Echokammer von gemeinsam gesinnten Menschen, die Inhalte, mit denen sie einverstanden sind, gerne teilen und weiterverbreiten, wodurch eine zumindest zweifelhafte Zielgruppe entsteht, die an Werbetreibende verkauft wird.

Dies geschieht sogar oder gerade dann, wenn die Geschichten, die sie teilen, nachweislich falsch sind.

Aber Zuckerberg macht sich offenbar auch Sorgen über die wachsende Abneigung seiner Nutzer, nachdem der Cyber-Sicherheitsguru Bruce Schneier einst diese Warnung publizierte: „Machen Sie nicht den Fehler zu glauben Sie seine der Kunde von Facebook, Sie sind es nicht – Sie sind das Produkt.“

Es hat eine Weile gedauert, aber immer mehr Nutzer erkennen den mäßigen Deal den sie mit Facebook eingehen: Sie produzieren und verteilen die Inhalte, die den Traffic auf der Website ausmachen und schenken den Werbetreibenden so immer mehr Aufmerksamkeit, bekommen dafür aber keinen Cent.

Zu allem Überfluss müssen sie sich Inhalte anschauen, die sie nicht sehen wollen: Videos auf denen ohne Unterlass Freunde von Freunden markiert werden, oder eines dieser Katzenvideos…wer bitte möchte heute noch mehr als ein Katzenvideo am Tag sehen?

Das Problem ist: Je dezentralisierter Facebook ist – beispielsweise durch weniger werdende Interventionen im Zuge einer Nachrichten-Feed-Kuratierung – die Aktionäre erhalten entweder ein kleines Stück vom Kuchen, der Kuchen wird allgemein kleiner – oder gar beides.

Auf der anderen Seite ist es so das Werbetreibende die Plattform verlassen werden, entweder weil die Unzufriedenheit der Nutzer zunimmt oder sogar ein totaler Exodus in Form sinkender Nutzerzahlen Einzug hält. Damit sinken die Einnahmen, die bei Facebook nahezu komplett aus Werbeeinnahmen stammen und der worst-case wäre ein langsames Ableben der einst so schillernden Plattform.

Der Aufstieg und Fall von MySpace, der einst allgegenwärtigen Plattform, die von Facebook verdrängt wurde, erinnert daran, dass die Dominanz eines Platzhirsches nie dauerhaft garantiert ist.

Eine Token-Lösung?

Die Lösung dieses Dilemmas mag genau mit der Technologie zu tun haben, die Zuckerberg neuerdings so intensiv beschäftigt: ein Krypto-Token, nennen wir es einen Facebook-Coin.

Um es klar zu sagen, wir haben kein Insiderwissen über Facebooks Pläne. Das ist reine Spekulation. Aber angesichts der vergangenen Vorstöße der Firma, die später aufgegeben wurden, in digitales Geld und Zahlungen zu investieren, denke ich, dass es wert ist darüber zu spekulieren, besonders in dem Kontext den der CEO erläutert hat.

Es vermittelt auch einen Eindruck dazu, wie sich der Schwerpunkt von Token, die von dezentralen App-Produzenten produziert werden, zu denen etablierter Unternehmen verlagern könnte – zum Guten oder zum Schlechten.

In diesen Gedanken ist ein zugegebenermaßen ein sehr rudimentäres Modell: Facebook würde einen großen Pool von Tokens minen, eine beträchtliche Anzahl an die Aktionäre verteilen und den Rest in Reserve vorhalten, um sie basierend auf einer zuverlässigen Metrik des Traffics, den von den Nutzern generierter Inhalt erzeugt, an eben jene User auszuschütten. Facebook würde dann vorschreiben, dass die Werbung auf der Plattform mit diesen Tokens bezahlt werden muss.

Der Komplexität wegen ein einfaches Beispiel: Du postest auf Facebook ein Bild von einem neuen Getränk, das du seit einiger Zeit probierst und bist begeistert. Deine Freunde sind daraufhin vielleicht geneigt dasselbe Produkt ebenfalls zu kaufen. Dein Inhalt hat letzten Endes für Inspiration bei deinen Freunden gesorgt die daraufhin mimt der Werbung des Getränkeherstellers interagieren. Für diese Werbung zahlt das Unternehmen Tokens an Facebook, welches Sie wiederum an dich weitergibt, weil schließlich dein Bild für den Berührungspunkt gesorgt hat. Du gibst den Token irgendwann für einen ordentlichen Nachschub von deinem neuen Lieblingsdrink aus und zahlst dafür Geld an den Getränkehersteller, der so wieder in Werbung investieren kann. Ein funktionierender Kreislauf, oder?

Es würde somit ein Markt entstehen, in welchem die Nutzer ihre Content Erstellung monetarisieren und so für mehr relevante Inhalte sorgen. Der Wert der Token würde je nach Nachfrage und Angebot gegenüber dem Dollar schwanken, so wie bei alles anderen Kryptowährungen aktuell auch.

So könnte Facebook meines Erachtens sein Dilemma am besten lösen, indem es sowohl Aktionären als auch Nutzern einen wertvollen Vorteil bietet und damit zum künftigen Wachstum ihrer Plattform beiträgt.

Sicherlich bietet dieses Modell nicht nur Vorteile sondern hält auch Fallstricke und Fehlerquellen bereit, aber es ist ein Gedankenanstoß zum Reformation eines in die Jahre gekommenen Systems, das zunehmend auch mit Problemen zu kämpfen hat. Für Facebook scheint es eine Möglichkeit zu sein, nicht ohne Grund stehen dezentrale Modelle im Fokus des Gründers, der schon immer dafür bekannt seine ganz persönlichen Ansichten in das Unternehmen zu tragen.

Was halten Sie von solch einem Modell, von Nutzern geschaffene Inhalte durch monetäre Anreize belohnen um so in einem eigenen Kryptowährungs-Kosmos ein nachhaltiges Werbemodell für User und Werbekunden zu schaffen? Lassen Sie es uns wissen und schreiben Sie Ihre Meinung in die Kommentare.

Zusammenfassung
Datum
Review
Facebook Kryptowährung
Bewertung
51star1star1star1star1star

© 2021 Copyright Kryptoküche | Impressum | Datenschutz | Kontakt